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Die Schilddrüse…dieses Organ hat es in sich!

Bericht vom Gesundheitsforum Blaubeuren am 18. April 2018

In Form vergleichbar mit einem Schmetterling liegt sie im unteren Halsbereich vor der Luftröhre. Trotz ihrer – beim gesunden Menschen – geringen Größe, ist sie ein lebenswichtiges Organ. An ihrer Rückseite befinden sich Speise- und Luftröhre und seitlich verlaufen die großen Halsgefäße, aus denen die Schilddrüse mit Blut versorgt wird. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Produktion von Hormonen, Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3).
 
Wann und wie viel Hormone in den Körper abgegeben werden, wird im Gehirn , durch den Hypothalamus und die Hypophyse geregelt. Die Schilddrüse ist dazu in einen hormonellen Regelkreis eingebunden, der eine kontrollierte Abgabe der Schilddrüsenhormone gewährleistet. Für die Hormonproduktion benötigt sie Jod, ein essentielles Spurenelement, das – Süddeutschland gilt als Jodmangelgebiet, – verstärkt über die Nahrung aufgenommen werden sollte.
 
Durch Jodmangel kann ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper entstehen, es kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen. Die Symptome einer Unterfunktion können neben einer Gewichtszunahme, Müdigkeit Lustlosigkeit, Konzentrationsstörungen, Fruchtbarkeits­störungen, auch der sogenannte Kropf sein – ein Versuch des Körpers, das durch Jodmangel entstandene hormonelle Defizit durch eine Vergrößerung der Schilddrüse auszugleichen. Desweiteren können Autoimmunerkrankungen eine mögliche Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Dabei richten sich Antikörper gegen körpereigenes Schilddrüsengewebe und zerstören es. Aber auch durch operative Maßnahmen an der Schilddrüse, oder durch eine Radiojodtherapie oder durch eine angeborene Fehlanlage oder Unterentwicklung der Schilddrüse kann eine Unterfunktion entstehen.
 
Wird über den Bedarf hinaus zu viel Schilddrüsenhormon an den Körper abgegeben, spricht man von einer Überfunktion. Herzrasen, Haarausfall, Hautveränderungen, innere Unruhe, Zittern und Abneigung gegen Wärme können hier die Begleiterscheinungen sein. Ursächlich sind Erkrankungen und Entzündungen der Schilddrüse. Auch autonome Adenome, Knoten der Schilddrüse, welche selbständig Hormone produzieren und sich nicht steuern lassen durch den Regelmechanismus des Körpers, können zu einer Überfunktion führen. Ursächlich können auch auch Autoimmunerkrankungen wie z.B. beim Morbus Basedow sein.
 
Nach einer umfassenden Diagnostik – Anamnese, Labor, Ultraschall, Szintigramm – stellt sich die Frage: Was muss operiert werden, was nicht?
 
Wurden Entzündungen festgestellt, ist ein operativer Eingriff meist nicht nötig und eine medikamentöse Therapie ausreichend. Jodtabletten können einen Jodmangel im Körper ausgleichen. Bei der Schilddrüsenunterfunktion können die Schilddrüsenhormone dem Körper in synthetischer Form zugeführt werden. Schilddrüsenüber­funktion kann zumindest vorübergehend mit schilddrüsenhemmenden Medikamenten behandelt werden. Diese sind aber nicht als die Dauertherapie geeignet. Die Radio-Jod-Therapie eignet sich gut im Fall einer Überfunktion durch ein autonomes Adenom. Dabei nimmt der Patient eine geringe Menge an radioaktivem Jod zu sich, das über die Blutbahn in die Schilddrüse gelangt. Dort zerstört es krankhaft verändertes Schilddrüsengewebe. Da das Jod ausschließlich von der Schilddrüse aufgenommen wird, wirkt es fast nur lokal.
 
Werden Knoten festgestellt, muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein operativer Eingriff die geeignete Therapie ist. „Beobachten und Abwarten“ kann hier das Motto sein. Die Entscheidung, ob OP oder nicht, hängt vor allem auch davon ab, wie eingreifend die Symptomatik für den Patienten ist und für wie vertretbar es der Arzt hält, eine Operation durchzuführen oder noch abzuwarten. Wenn allerdings der Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht oder sich bestätigt. muss operiert werden. Dank Vorhandensein moderner technischer Geräte, wie das Neuromonitoring bei den operativen Eingriffen können selbst die sensiblen Stimmbandnerven, die direkt im Operationsgebiet verlaufen, lokalisiert und kontrolliert werden. So ist eine Verletzungsgefahr dieser mit Stimmverlust oder Stimmstörung deutlich reduziert.
 
Im Anschluss an den sehr gut besuchten Vortrag nutzten viele Besucher die Gelegenheit, die Ärztin im persönlichen Gespräch zu befragen.