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Ein- und Durchschlafen… und der nächste Tag ist gerettet

Bericht über das Gesundheitsforum Ehingen am 14. März 2018

„Schlafen ist ein sehr komplexer Vorgang – das wird vielen erst bewusst, wenn die Nachtruhe nicht mehr selbstverständlich ist“, führte der niedergelassene Allgemeinmediziner der Gemeinschaftspraxis Schenzle/Gast beim Ehinger Gesundheitszentrum aus.  
Wenn wir schlafen, ist die Muskulatur entspannt, die Reize sind reduziert, Blutdruck und Herzfrequenz fallen, der Stoffwechsel ist verlangsamt. Das ist bei allen Schlafenden so. Und trotzdem ist der Schlaf so individuell wie wir Menschen eben sind, denn wann wir einschlafen, ob wir durchschlafen und wie lange wir schlafen können, unterliegt einem ganz persönlichen Rhythmus – der eigenen inneren Uhr.
Gesunder und ausreichender Schlaf bedeutet nicht nur Regeneration – vielmehr dient er auch der Verarbeitung von Erlebtem und wirkt sich positiv auf Immunsystem, Gedächtnisarbeit und Zellreparatur aus.
Während des Schlafens durchlaufen wir unterschiedliche, zyklisch wiederkehrende Phasen – Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tief­schlafphase, Traum- bzw. REM-Schlafphase. Dabei verändern sich die Schlaftiefe und die Häufigkeit von kleineren Wachphasen, die bis zu 5 Minuten andauern können – ohne dass wir uns am nächsten Morgen noch daran erinnern.
Wie viel Schlaf ein Mensch eigentlich braucht, lässt sich nicht generell sagen, allerdings liegt die Dauer bei 95% aller Menschen wohl in einem Bereich zwischen 5 und 9 Stunden.
Anhaltende Schlafstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität enorm. Wer mindestens einen Monat lang an drei Tagen pro Woche nachts keine Ruhe findet, lange nicht einschlafen kann, nicht durchschläft oder zu früh aufwacht, für den ist Schlaf alles andere als erholsam. Die Folgen liegen auf der Hand: Müdigkeit, Gereiztheit, Ruhelosigkeit, Konzentrationsdefizite… bis hin zur Angst vor dem zu Bett gehen am nächsten Abend.
Ausschlaggebend für einen therapeutischen Ansatz sind immer die Ursachen. Rein körperliche Gründe für die Schlaflosigkeit gibt es viele. Sie reichen von Schmerzzuständen, der Schlafapnoe, den Restless Legs, über die Auswirkungen von Herzinsuffizienz, den Harndrang, oder der Schilddrüsenüberfunktion bis hin zu den Folgen bestimmter  Medikamente oder Drogen.
Aber auch Stress, die Demenz oder psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder psychotische Störungen stehen einem gesunden Schlaf im Wege.
Was kann man tun? Schlafhygiene, Stimuluskontrolle und Schlaf­restriktion sind die Schlüsselbegriffe, wenn es darum geht, etwas gegen Schlafstörungen zu tun.
Schlafhygiene: Grundsätzlich hat das Berechtigung, was dem Einzelnen hilft, doch ist von koffeinhaltigen, aufputschenden Getränken vor dem Schlafengehen abzuraten. Auch Rauchen oder Alkohol, schwere Mahlzeiten und anstrengender Sport sind nicht schlaffördernd. Es kann auch schon helfen, Licht und Lärm zu vermeiden, die Uhr und das Handy vom Nachttisch sowie das TV-Gerät aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Das Stichwort heißt: eigene Schlafrituale entwickeln.
„Gehen Sie nicht zwingend zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett, sondern dann, wenn Sie müde sind“, rät Holger Gast. „Und stehen Sie, wenn Sie nicht schlafen können, einfach auf und beschäftigen Sie sich mit beruhigenden, eher langweiligen Dingen – z.B. bügeln“, scherzt er.
Stimuluskontrolle und Schlafrestriktion: Sie dienen der Normal­isierung der „Beziehung“ zwischen Schlaf und Schlafzimmer und dem Abbau von Blockaden, kurz: Das Bett sollte nur zum Schlafen genutzt werden; die im Bett verbrachte Zeit wird auf die Schlafenszeit reduziert.
Schlaffördernde Medikamente können rein pflanzlich oder aber chemisch sein. Letztere sollten immer in Absprache mit dem Arzt genommen werden, da einige dieser Medikamente Suchtpotential haben.
Wie wichtig das Thema für eine breite Zielgruppe ist, zeigten die interessierten Fragen an den Referenten auch am Ende seines Vortrags.