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Psychosomatik – Der Einfluss seelischer Störungen auf unser Herz-Kreislauf-System

Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 10. Mai 2017

Der Patient beschreibt ein Symptom, für das sich trotz wiederholter Untersuchung keine körperliche Ursache finden lässt. In vielen Fällen ist der Auslöser ein unangenehmes Lebensereignis, ein schwerwiegender emotionaler Konflikt. Merkmal der so genannten somatoformen Störungen sind unklare körperliche Beschwerden. Das können Schmerzen sein, Schwindelgefühle, Verdauungsstörungen, Atemnot oder Herzbeschwerden. Er ist überzeugt, dass sie auf eine somatische, also körperliche Ursache zurückzuführen sind und kann keinen direkten Zusammenhang zwischen Symptom und Psyche erkennen.
 
Die Erklärungsmodelle für psychosomatische Erkrankungen sind unterschiedlich und reichen von einer vermuteten Schwäche des vegetativen Nervensystems über typische Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstunsicherheit und Stimmungslabilität, aber auch hohe Leistungs­erwartung bis hin zu tiefenpsychologischen Ansätzen. Letztere gehen davon aus, dass eine Abwehrhaltung gegen emotionale Konflikte sich in körperlichen Symptomen zeigt.
 
Das Herz spielt auch in diesem Fall eine sehr zentrale Rolle, wird es schon rein begrifflich mit Emotionen in Verbindung gesehen. Leben, Liebe, Zuneigung, Tod, Trennung, Schmerz – gefühlt spielt sich das im Herzen ab. Und diese starken Emotionen äußern sich dann körperlich. Das Herz rast, kommt aus dem Rhythmus, der Blutdruck spielt verrückt, Schweiß bricht aus und die Brust wird eng. Für diese so genannten funktionellen Herzbeschwerden liegen keine organischen Ursachen vor und dennoch werden sie subjektiv sehr bedrohlich erlebt. Die Angst vor einem Herzinfarkt ist groß.
 
In jedem Fall sind diese Beschwerden ernst zu nehmen und eine internistische Abklärung erforderlich, um ernsthafte körperliche Erkrankungen ausschließen zu können. Darüber hinaus kann schon die Aufklärung, das Aufzeigen möglicher Zusammenhänge zwischen emotionalem Zustand und körperlicher Reaktion ein erster Schritt zu einer entspannteren Sicht der Dinge sein. Weitere therapeutische Ansätze reichen von einer gezielten und sparsam dosierten Medikation über wirksame Entspannungstechniken, Bewegungstherapie und Sport bis hin zu einer fachärztlichen begleiteten Psychotherapie, bei der auch die Bearbeitung schwieriger Persönlichkeitsanteile sehr hilfreich sein kann.
 
Von frei verkäuflichen Medikamenten oder Doktor-Hopping rät die Fachärztin ausdrücklich ab. Nach dem Vortrag blieb Zeit für Fragen der Zuhörer.