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Die Entwicklung Ihres Babys - was ‚muss‘ mein Kind wann können?

Gesundheitsforum Blaubeuren am 20. Januar 2016

„Das Baby von nebenan krabbelt schon. Unser Sohn ist genauso alt und kann das noch nicht. Ist das normal?“ Solche und ähnliche Fragen hört Dr. med. Jürgen Greher, in seiner Blaubeurer Praxis für  Kinder- und Jugendmedizin immer wieder. Das wirft die Frage auf, ob es in den ersten Lebensjahren einen einheitlichen Entwicklungsprozess gibt. „ Kinder sind Individuen, die sich nicht zeitgleich, mit gleicher Schnelligkeit und auch nicht mit gleicher Intensität entwickeln, die Ziele sind gleich, nur der Weg dorthin ist unterschiedlich“ so Dr. Greher. Natürlich neigen wir dazu, die Fähigkeiten unseres Nachwuchses mit anderen zu vergleichen – das liegt in der Natur des Menschen. 

Die Entwicklung des Kindes gut zu beobachten, ist eine Sache, doch einzelne Entwicklungsschritte an einem genau definierten Zeitpunkt festzumachen – diesen Stress sollten die Eltern sich und den Kindern ersparen. Es gibt Meilensteine in der kindlichen Entwicklung, sozusagen Grenzen, ab denen es auffällig ist, wenn gewisse Fähigkeiten noch nicht ausgebildet sind. „Doch wenn Eltern und Kinderarzt das Kind mit einer gesunden Aufmerksamkeit begleiten, können Auffälligkeiten oder Defizite frühzeitig erkannt und gegebenenfalls therapiert werden.“ Dafür gibt es zahlreiche Fachpraxen wie Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten. Jedes Kind hat Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Die Entwicklung ist Persönlichkeitsgeprägt und lässt sich auch nur bedingt forcieren.
 
Dr. Greher erläuterte anhand der verschiedenen Vorsorgeuntersuchun-gen U1 – U7a, welche Entwicklungsschritte es bei den Kindern gibt. Dabei geht es um die Grundelemente Grob- und Feinmotorik, die visuelle und akustische Wahrnehmung, die Sprache und die soziale Kompetenz. Schon die kleinsten der Kleinen können die Richtung ausmachen, aus der sie ein Reiz erreicht. So greifen  nach etwa zwei Monaten die Händchen bereits zum Mund, heben die Babys deutlich das Köpfchen und kommunizieren über verschiedene Laute mit der Bezugsperson.
Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder wesentlich besser lernen, wenn die Bezugspersonen (Mutter, Vater, Großeltern,…) sich bewusst mit dem Kind beschäftigen. Aber eine „maximale“ Förderung eines Kindes muss keinen Vorteil bringen, man kann auch eine Überforderung auslösen. Die Entwicklung im Kindesalter geht „schubweise“ voran und die Grundelemente laufen nicht zwangsweise parallel.

Um die 6.Woche findet sich das erste Lächeln und Laute werden geübt. Die Hände werden zum Mund geführt und im Weiteren kommt es zu einem gerichteten Greifen. Und nicht nur Nahrung gelangt in den Mund. Alles was greifbar ist, wird von den Kindern mit Mund und Zunge „erforscht“. Man liegt nicht mehr nur still an einer Stelle, der Aktivitätsradius wird größer und mit ungefähr einem halben Jahr beginnt das Kind sich zu drehen. Das Weinen aus Schmerz, Zorn oder Unwille ist immer besser zu unterscheiden, die Mimik ist deutlicher und durch das „Fremdeln“ zeigen die Kinder, dass sie ihre Interaktions-partner schon individuell einschätzen – ganz nach Gusto!

Nach fast 1 Jahr bekommt die Grobmotorik dann im wahrsten Sinne des Wortes Auftrieb. Rutschen, Krabbeln und Aufsitzen ist out – Hochziehen ist angesagt. Das Spielen wird ausdauernder und in der Sprache hören wir erste Silbenketten oder Doppelsilben (Mama, Papa,…).

Zwischen dem zweitem und drittem Lebensjahr wird erlernt, Sprache mit Handlung zu verbinden und die Kinder entwickeln über Zwei-, Drei- und Mehrwortsätze ihre Kommunikation – ein aktives Gestalten der eigenen Sprache.
Immer flüssigere Bewegungen, Hüpfen, Ballspielen und Fahrzeuge erweitern die Aktivität,  eine zunehmende Interaktion beim Spiel und in Beziehungen, eine immer differenziertere Sprachfähigkeit – unsere Kinder entwickeln sich zu immer weiterer Selbstständigkeit.
Geben wir Ihnen einfach Zeit für diese Entwicklung, die sie individuell benötigen.